Ein 3.600 Jahre alter, vor der Ostseeinsel Rügen gefundener, mit einer Bootsbaustelle untergegangener Handschuh erbrachte den Beweis: Die Vliese der heutigen Rauhwolligen Pommerschen Landschafe gleichen denen ihrer Vorfahren aus der Frühzeit im wahrsten Sinne des Wortes bis aufs Haar. Textilforscher nahmen zunächst an, man habe seinerzeit Hirschhaare in die Wollfasern eingearbeitet. Doch dem Zuchtverband gelang es durch Wollproben und Vergleiche mit jenem Handschuh nachzuweisen, dass die damaligen Schafe in Pommern, genau wie ihre heutigen Nachfahren, Kurzhaare in ihrer Wolle besaßen. Die dadurch entstehenden hautaktiven Luftzwischenräume innerhalb des Vlieses regulieren ganz nach dem Befinden des Tieres die Wärmewirkung. Die Rauhwolligen Pommerschen Landschafe trotzten allen Witterungsunbilden Regen, Nässe und kaltem Wind. Ihre Wolle eignete sich für witterungsfeste Pullover besonders gut. Als jedoch Schafe nur nach Wollfeinheit und Fleischfülle beurteilt wurden, gerieten die Rauhwoller ins Abseits.
Doch was jahrtausendelang ihr Überleben unter harten Umweltbedingungen sicherte und von den Menschen geschätzt war, blieb nur noch bei den Landsleuten, insbesondere den Frauen, die beim Stricken an die Besonderheiten dieser Wolle gewöhnt waren, geschätzt.
Um die Mitte unseres Jahrhunderts gab es noch Zigtausende Rauhwoller . Doch dann setzte bald der verhängnisvolle Trend nach Vereinheitlichung ein, dem schon so viele Tierrassen und auch Pflanzenarten und sorten zum Opfer gefallen sind. Auch das Rauhwollige Pommersche Landschaf verschwand fast vollständig von der Bildfläche. Eine Zählung hatte es ans Licht gebracht: ganze 46 Muttern, acht Jährlinge und sieben Böcke gab es noch. Nicht zuletzt dank des hartnäckigen Engagements heimatvertriebener Pommern, die sich in Westdeutschland angesiedelt hatten, setzte die UNO diese alte Landschafrasse auf die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Haustierrassen.